Der letzte Besuch des Wasserstraßenkreuzes in Minden liegt auch schon etliche Jahre zurück. Die letzte Bootstour mit Schleusung lässt sich wohl auf die Grundschulzeit zurückdatieren, also Ende der 70er Jahre…
Bei durchwachsenem Wetter geht’s nach Minden und dann der Beschilderung „Schachtschleuse“ folgend zum Wasserstraßenkreuz. Dann schön auf den großen Parkplatz und rein in die Kneipe gegenüber. Soweit der Plan, so weit die Erinnerungen… Nun die Realität: Abbiegen Richtung Schachtschleuse, kein großer Parkplatz mehr und die Kneipe ist auch futsch… Außerdem ist das irgendwie „spiegelverkehrt“ heute…
Also eine Ehrenrunde um den Block und erneut Richtung Schachtschleuse. Sicherheitshalber mal den erstbesten Parkplatz genommen, der zu finden war und dann per pedes weiter. Endlich zu Fuß an der Schachtschleuse angekommen des Rätsels Lösung: Der große Parkplatz nebst Kneipe sind einer großen Baustelle gewichen, auf der eine neue, größere Schleuse neben die Schachtschleuse gebaut wird. Man wird also heutzutage auf die andere Seite der Schleuse gelotst, ohne vernünftigen Parkplatz, ohne Kneipe, ohne köstliches Kaltgetränk… Das neue Bistro neben der Fahrkartenausgabe: Geschlossen…
Fahrkarten für die „Kanal-Weser-Kreuzfahrt“ gekauft und weiter laufen zum Anleger. Anleger… Ein großes Wort für ein „schwarzes Brett“ mit den Abfahrtzeiten und ca. 5m Zaun, damit ausgerechnet hier niemand ins Wasser fällt. Davor und dahinter ist nichts außer dem direkten Weg ins Wasser des Mittellandkanals… Dann heißt es warten auf das Schiff, welches dann auch rechtzeitig in der Schachtschleuse, im wahrsten Sinn des Wortes, auftaucht.
Auf geht’s zur Kreuzfahrt auf dem Wasserstraßenkreuz.
Als erstes schauen wir uns das Wasserstraßenkreuz mal von oben an. Hier wird der Mittellandkanal (auch Rhein-Weser-Elbe-Kanal genannt) über zwei Brücken über die Weser geführt, welche gemütlich unter den Brücken hindurch fließt. Die alte Brücke stammt aus der Zeit kurz nach 1900 und wurde 1998 durch eine neue und breitere Brücke ersetzt. Der Schiffverkehr wird jetzt nur noch über die neue Brücke geleitet. Die alte Brücke ist seitdem für den Verkehr gesperrt und steht unter Denkmalschutz.
Danach geht es durch die Schachtschleuse runter auf die Weser. Für den Höhenunterschied von ca. 13 Metern benötigt die 1914 fertiggestellte Schleuse gemütliche 10 Minuten. Da die Ausfahrt zur Weser unter dem hochgezogenen Schleusentor durchführt, ist es garantiert, dass man von oben nass wird…
Nun geht es weseraufwärts in Richtung Minden. Dabei fahren wir nun unter dem Mitellandkanal hindurch. Bei der alten Brücke kann man auch die Schäden des 2. Weltkriegs erkennen. Der Teil über der Weser wurde beim Truppenrückzug von deutschen Truppen zerstört und nach dem Krieg wieder aufgebaut.
Weiter geht es vorbei an dem Pumpwerk, das den Wasserverlust des Mittelandkanals ausgleicht, nach Minden. Hier kann man die Mindener Altstadt mit Teilen der alten Schutzmauer sehen. Davor liegt der alte Schaufelraddampfer „Minden“. Ein Stück weiter, am Wendepunkt der Schiffstour, sieht man noch die Schiffsmühle. Die Schiffsmühle ist auf zwei Boote gebaut und lädt heute noch zu Vorführungen vom Getreidemahlen ein. Allerdings handelt es sich mittlerweile um einen Nachbau…
Nun geht es wieder unter dem Mittellandkanal hindurch, vorbei an der Baustelle der neuen Schleuse und hinein in die Schachtschleuse. In den nächsten 10 Minuten geht es geräuschlos wieder 13 Meter nach oben. Wenn dann das Tor im Mittellandkanal verschwindet und die Ausfahrt aus der Schachtschleuse freigegeben wird, hofft man, dass diese Schleuse ihren Betrieb nicht einstellen wird, wenn der neunmodische Krams nebenan fertiggestellt ist. Ist doch irgendwie nostalgisch…
Das Album mit allen Bildern gibt es bei Flickr: Wasserstraßenkreuz Minden