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Reisetipp: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven

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Deutsches Auswandererhaus

Deutsches Auswandererhaus

Bei unserem Urlaub an der Nordseeküste nutzten wir einen Tag mit norddeutschem „Schietwetter“ zu einem Ausflug nach Bremerhaven und besuchten unter anderem das Museum „Deutsches Auswandererhaus“. Direkt am neuen Hafen gelegen, gegenüber vom „Zoo am Meer“, ist es mit dem Auto gut erreichbar. Parkplätze sind in der Umgebung reichlich zu finden.

Die Öffnungszeiten sind saisonal unterschiedlich. Die Informationen dazu und den Eintrittspreisen gibt es auf der Homepage des Auswandererhauses (http://dah-bremerhaven.de/). Wichtig ist hier noch zu erwähnen, dass man im Museum für private Zwecke aber ohne Blitz fotografieren darf, wenn man am Eingang zusätzlich 1,50 € Fotoschutzgebühr entrichtet. Finde ich zwar Nepp, aber was soll es… 😉

Die Auswanderung beginnt

Die Wartehalle

Als kleine Gruppe (im Dezember bestand diese aus meiner Frau und mir…) betritt man nun die Wartehalle des Norddeutschen Lloyd von 1869, dritte Klasse versteht sich. Hier gibt es nun die grundlegenden Informationen zur Auswanderung von Bremerhaven in die „neue Welt“. Das Deutsche Auswandererhaus steht an der Stelle, wo früher die Segelschiffe und Dampfer ablegten. Die meisten führte ihre Überfahrt nach Amerika, aber es zogen auch viele nach Südamerika (z.B. Argentinien) oder Australien.

Eintrittskarte und Name des Auswanderers

Eintrittskarte und Name des Auswanderers

Jeder Museumsgast wird bei dem Besuch zu einem historischen Auswanderer. Ich wurde zu Richard Morgner. Geboren 1926, wanderte Richard 1954 von Bremerhaven nach New York aus. Er starb 1999 beim Absturz seiner Privatmaschine. Bis dahin hatte er sich vom einfachen Arbeiter zum Firmenchef hochgearbeitet. Also schon fast ein typischer Fall für den „amerikanischen Traum“. Meine Frau wurde zu Martha Hüner (1906-1987), die 1923 auswanderte und später nach Bremerhaven zurückkehrte und in ihrer Heimat verstarb.

Im Verlauf des Museums-Rundgangs dient die Eintrittskarte immer wieder dazu, dass man an Multimedia-Stationen interessantes über seinen Auswanderer erfährt.

Die Kaje

Die Kaje: Die Gangway in eine neue Welt

Die Kaje: Die Gangway in eine neue Welt

Es geht los in die neue Welt. Die Tür öffnet sich und man steht an der Kaje und hat die meterhohe Stahlwand des Schnelldampfers „Lahn“ vor Augen. An der Kaje stehen zahlreiche Reisenden, die nun die Entscheidung treffen müssen, ob sie an Bord gehen oder nicht. Es herrscht ein leises Stimmengewirr aus verschiedensten Dialekten. Man kann sich hier verschiedene Aussagen der Auswanderer anhören.

„Galerie der 7 Millionen“

Bevor es nun die lange Gangway zum Schnelldampfer hoch geht, führt der Weg durch die „Galerie der 7 Millionen“. Das Deutsche Auswandererhaus hat hier unzählige Fakten über die mehr als sieben Millionen Auswanderer zusammengetragen, die von Bremerhaven nach Übersee aufgebrochen sind. Teilweise sind nur die Namen und Reisedaten bekannt, bei anderen ist die Biografie ausführlicher zu lesen oder zu hören. Neben Schubladen mit Daten gibt es auch diverse Kopfhörer, die man mit seiner Eintrittskarte aktivieren kann.

Galerie der 7 Millionen

Galerie der 7 Millionen

Die Überfahrt beginnt

Auf der Gangway: Blick zurück in die Vergangenhei

Auf der Gangway: Blick zurück in die Vergangenheit

Nun geht es die Gangway hoch. Der Weg führt uns nun durch verschiedene Epochen der Auswanderer-Schiffe. Natürlich ist die „Holz-Klasse“, also die 3. Klasse, aufgebaut.

Die Überfahrt muss zumindest in den frühen Jahren eine reine Tortur gewesen sein. Die Holzkojen auf den Segelschiffen waren jeweils für die gesamte Familie vorgesehen, alternativ natürlich mit Fremden aufgefüllt, sollte man alleine reisen. Die Matratzen waren aus Stroh und für Decken und Kissen hatte man selber zu sorgen. Ans Tageslicht kam man selten, da die offenen Decks hauptsächlich der 1. Klasse vorbehalten waren.

Kojen in der 3. Klasse auf einem Segler

Kojen in der 3. Klasse auf einem Segler

Mit den Dampfschiffen kam dann auch etwas Luxus in die 3. Klasse. Zumindest gefühlt hatte nun jeder seine eigene Koje, auch wenn die direkt nebeneinander standen. Auch gab es nun Tische zum Essen und sogar abgeschlossene Toiletten und Waschmöglichkeiten.

3. Klasse auf einem der frühen Dampfschiffe

3. Klasse auf einem der frühen Dampfschiffe

Am Ende der Auswandererzeit hatte eine Überfahrt dann schon etwas von eine Kreuzfahrt. Es gab Kabinen mit eigenen Waschmöglichkeiten, Speisesäle mit mehreren Mahlzeiten am Tag und auch die Speisekarte zeigt durchaus genießbare Gerichte. Die Zeit des Pökelfleisches während der Windjammerzeit war endgültig vorbei.

3. Klasse auf einem neuen Dampfer mit Kabinen

3. Klasse auf einem neuen Dampfer mit Kabinen

Ankunft in der Neuen Welt

Ellis Island - Insel der Tränen

Ellis Island – Insel der Tränen: Beginn oder Ende des Traums

Wenn man nun nach Wochen, später nur noch nach Tagen, endlich in New York ankam und die Freiheitsstatue sah, war man noch nicht wirklich am Ziel. Jeder musste noch durch die Befragung der Einwanderungsbehörde. Was heute im Vorfeld mit einem Visum vorbereitet wird und eher selten noch zu Überraschungen führt, wurde damals erst auf Ellis Island durchgeführt. Daher hatte Ellis Island auch den Beinamen „Insel der Tränen“. Hier entschied sich, ob man direkt mit der Fähre nach Manhattan übersetzen durfte, noch in ärztlicher Quarantäne bleiben musste oder sogar wieder zurück geschickt wurde.

Die Einreise ist geschafft

Die Einreise ist geschafft 🙂

Man kann sich hier in diversen Bereichen die Geschichten und Schicksale seines Auswanderers bzw. von anderen Reisenden anhören. Abschließend darf man dann auch selber zur Befragung. Schnell ein paar Fragen auf einem Monitor anklicken und dann hat man es geschafft. Neue Welt wir kommen. Next Stop:

Grand Central Station

Grand Central Station

Grand Central Station: Hier geht es weiter in die „Neue Welt“

Von hier ging es nun für die meisten weiter, die nicht in New York bleiben wollten. Man verteilte sich auf das Land. Auf Karten kann man sehen, wie viele Städte entstanden, die die Namen der Heimatstädte der Auswanderer erhielten. Es gibt viele Orte namens Hamburg, Berlin, Dublin, Warschau etc. So ganz von der alten Welt loslassen, konnten sie scheinbar nicht.

"Trein Au Schiekago"

„Trein Au Schiekago“ – Verständigungsprobleme auch damal schon

Damit wäre unsere Auswanderung beendet. Nun folgt im Museum die  Möglichkeit, in Datenbanken nach Verwandten, Bekannten oder seiner Familie zu forschen. Dafür stehen mehrere Computer zur Verfügung und nutzen unter anderem die Auswanderer-Listen aus Bremerhaven, aber auch kommerzielle Programme. Wer daran interessiert ist, sollte sich hier reichlich Zeit einplanen.

Einwanderung nach Deutschland

Auch der Einwanderung nach Deutschland ist nun noch ein Teil der Ausstellung gewidmet. Auch hier ist die Vergangenheit, die Wirtschaftswunder-Zeit, die Kulisse. Inhaltlich geht es hier allerdings nicht so sehr um die Einwanderung, sondern das Aussehen Deutschlands zu der Zeit. Aufgebaut sind u.a. ein Fotogeschäft, ein Friseur, Reisebüro etc. Abschließend ist dann auch hier die gute alte Schreibmaschine zu sehen, die man dann sicherlich bei seinen Behördengängen häufiger zu sehen bekam. 😉

Anschließen kann man sich noch im „Roxy Kino“ Filme zum Thema Auswandern ansehen.

Fazit „Deutsches Auswandererhaus“

Ein Besuch im Museum „Deutsches Auswandererhaus“ in Bremerhaven lohnt sich auf alle Fälle. Für einen entspannten Besuch sollte man aber locker mal 2-3 Stunden einplanen.

Die Ausstellung zeigt, dass die Auswander-Gründe sich mit den Jahren nicht wirklich verändert haben. Es geht um Träume – es geht um neue Lebensabschnitte – es geht darum, etwas zu ändern. Dass es keine Garantie gibt, dass alles besser wird, zeigt die Ausstellung gut. Einer wird Firmenchef, die Andere kehrt nach Jahren wieder in die Heimat zurück. Die Aktualität der Auswanderung wird noch an einer Uhr dargestellt, die anzeigt, wie viele Menschen gerade weltweit auswandern. Und wer sich heutzutage mal Ellis Island angesehen hat, der kann sich vorstellen, welche Dramen sich dort abgespielt haben können…

Goodbye New World

Goodbye New World

Autor: Olaf

Bielefelder in Bayern. Arminia Bielefeld Fan (Schmerz-Sucher). Football Fan. Technik-Freund. Kino- und Musical-Fan. Hauptberuflich Online-Marketing-Fuzzi. Berufspendler und DB-/MVG-Geschädigter.

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