Der treue Begleiter: Das Blutzuckermessgerät
Einer meiner ersten neuen Freunde war ein Blutzuckermessgeräte, wie ich schon früher mal berichtete. Es wurde mein ständiger Begleiter. Mehrmals täglich wurde der Teststreifen aus dem kleinen Döschen gefriemelt und in das Messgerät gefummelt. Dann wurde die sogenannte Lanzette, also die Nadel zum Stich in den Finger, in die Stechhilfe gesteckt und der Nadelschutz zuerst abgedreht und dann nach dem Piks wieder draufgedrückt. Dazwischen kam dann der unvermeidliche „Schuss“ in die Fingerkuppe, um ein Tröpfchen Blut herauszuquetschen und an den schmalen Teststreifen und die noch schmalere Messöffnung zu bringen. Danach dann der gebannte Blick auf die Anzeige vom Blutzuckermessgerät und nach gut 5 Sekunden dann die frohe oder ernüchternde Botschaft des aktuellen „Zuckerwertes“. Jetzt noch schnell im Gerät geklickt, ob die Messung vor oder nach der Mahlzeit stattfand. Abschließend werden dann Lanzette und Mesststreifen abgerupft und entsorgt. Ein echt nervender Vorgang.
Am Anfang nimmt man die Werte des Blutzuckermessgerätes hin und ist mehr oder weniger glücklich oder deprimiert. Klar hat man bei den ersten Messungen erst mal alles falsch gemacht und meistens zu hohe Werte gemessen. Wer liest schon Anleitungen, wenn der Hausarzt es einem kurz und bündig erklärt hat? Okay, nach einem Blick in die beiliegende Anleitung weiß man dann, wie es besser geht. Und ein paar Tipps dann noch vom Diabetologen gibt es auch noch und schon sehen die Werte plausibler aus, aber leider noch nicht gut… Kleiner Tipp:
Händewaschen ist vor der Messung Pflicht, aber reicht nicht. Daher immer das erste Bluttröpchen mit einem sauberen Tuch, z.B. Tempo, wegwischen und erst mit dem zweiten Tröpfchen die Messung durchführen. So sind Reste von Cremes oder so weg, die sich gerne noch im Handtuch sammeln und nach dem Händetrockenen doch wieder an die Finger gelangen.
Ist das Blutzuckermessgerät gut?
Alle Hersteller sagen, dass ihre Geräte hypergenau sind. Da werden zig Prüf- und Messprozeduren durchlaufen, damit der Wert supergenau ist. Abweichungen sind aber zwischen allen Geräten vorhanden und per Norm auch logisch. Die erlaubte Abweichung liegt dann doch in einem nicht zu kleinen Bereich 😉
Ich bin jetzt beim vierten Gerät angekommen. Ich kann alle vier nebeneinander legen und direkt nacheinander mit Blut versorgen, es kommen vier unterschiedliche Werte heraus. Die Differenzen sind nicht gravierend und in Summe passt alles zum HbA1c-Wert, dem 3-Monats-Mitterlwert, der im Labor ermittelt wird. Also korrekt gemessen haben bisher alle Geräte. Wenn man sich mit seinen Blutzuckerwerten im „Zielkorridor“ bewegt, dann ist alles gut. An den Grenzen, gerade bei mir an der oberen Grenze, ist man schnell mit einem Messgerät leicht über dem kritischen Wert, mit dem anderen leicht drunter. Die Wahrheit liegt dann wohl doch dazwischen…
Welches ist denn nun das richtige für mich?
Mein erstes Gerät war das oben abgebildete Bayer Contour. Mein Hausarzt hatte es mir in die Hand gedrückt, als er sich sicher war, dass ich Diabetiker bin. War eine Art „Promo“-Pack und hatte extra viele Teststreifen in der Verpackung. So fiel es erst später bei der Diabetologin auf, dass die Teststreifen bereits abgelaufen waren… Allerdings hat die Kontrollmessung mit der Testflüssigkeit Entwarnung gegeben, die Teststreifen haben noch korrekte Werte abgeliefert.
Meine Diabetologin hielt das Gerät aber dennoch für veraltet und sponserte mir dann gleich den Nachfolger das Bayer ContourXt. Ähnliches Aussehen mit anderen Teststreifen… Dieses lieferte mir nun in den nächsten Monaten gute Dienste.
Wie kann man einfach sein Blutzuckertagebuch führen?
Die Frage beschäftigte mich dann doch recht schnell. Ständig das „Tagebuch“ ausfüllen war nervig. Es bedeutete, dass immer das Heftchen und ein Stift zur Ausrüstung dazugehörten. Alternativ konnte man natürlich am Abend alle Werte nacheinander aus dem Gerät auslesen und abschreiben. Für so einen Technik-Nerd wie mich muss es doch auch was anders geben. Gab es in Form eines Datenkabels, mit dem man Blutzuckermessgerät und PC mittels USB-Kabel verbinden konnte. Nun war es ein ganz spezielles Kabel, das auch noch in der Apotheke zu kaufen war. Mit Hilfe einer vorsintflutlich anmutenden Software, die man sich bei Bayer bzw. jetzt Ascensia herunterladen konnte, klappte die Verbindung zum PC mehr schlecht als recht. Gefühlt wurde das Messgerät erst im dritten oder vierten Anlauf erkannt. Das war dann jedes Mal eine Zitterpartie, wenn man abends vor dem Arzttermin versuchte seine Blutzuckerwerte zu Papier zu bringen. In Zeiten von Smartphones und Apps muss es doch auch da Abhilfe geben…
Klar gibt es einige Apps, die auch sehr gut sind/sein sollen, nur musste man die Daten auch wieder manuell übertragen. Da stolperte ich über das Accu-Check Aviva Connect. Dieses versprach, dass es sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbindet. Klappt auch perfekt. Allerdings sind wir dann doch wieder beim App-Thema. Weiß der Geier warum, aber die Apps, die sich mit dem Messgerät verbinden und es auslesen können, liefen auf so gut wie keinen Smartphone. Nur die teure Garde der iPhones und Samsungs wurde bedacht. Sogar die hauseigene App zum Accu-Check lief nicht auf meinem Sony- oder jetzt Huawei-Smartphone. Wieder hieß es, dass man am PC die Daten auslesen kann. Nun ja, klappt hier nach Softwareinstallation auch sehr gut. Aber das muss auch anders gehen…
Die TK-Diabetes-App
Und das geht auch, zumindest wenn man MItglied bei der Techniker Krankenkasse ist. Hier gibt es eine Diabetes-App, die die Daten per Bluetooth auf das Handy ausliest. Einschränkungen in den Handy-Fabrikaten habe ich nicht gefunden, nur Einschränkungen bei den unterstützten Blutzuckermessgeräten (aktuell nur Breuer und Accu-Check). Die TK-App schickt die Daten auch gleich in die Cloud, so dass man über das TK-Online-Portal ebenfalls darauf zugreifen kann. Aus der App heraus lassen sich schon Berichte verschicken, im Portal kann man die dann auch als Excel exportieren, was sich bei mir bewährt hat. Die PDF-Monatsberichte von App und Portal sind zur schnellen Übersicht über mehrere Monate nicht so geeignet, für einen schnellen Zwischenstand in Richtung Arzt aber sehr gut. Ganz ohne PC habe ich es bisher noch nicht hinbekommen, aber die TK-Diabetes-App und die Accu-Check-Software machen es dann doch angenhemer, weil sie in der Regel zuverlässig arbeiten.
Neues kennenlernen? Testgeräte anfordern.
Da ich ja von vier Geräten gesprochen habe, nun zur neuesten Errungenschaft im Fuhrpark, dem Contour Next ONE von Ascensia (ehem. Bayer). Wie auch beim Accu-Check habe ich mich auf der Website um ein Testgerät beworben. Bei beiden war die Voraussetzung, um das Gerät behalten zu können, dass man nach seinem Test einen Fragebogen ausfüllt. Gesagt und getan. Das Contour next ONE gefällt mir sehr gut. Liefert im Vergleich ähnliche Werte zum Accu-Check. Vom schmalen Gehäuse her liegt es mir besser in der Hand, während die Vorgänger beim Messen immer auf dem Tisch lagen. Sehr nett ist auch, die optische Farbanzeige, ob man unter, innerhalb oder über dem Zielwerten liegt. Auch dieses Gerät koppelt sich problemlos mit dem Smartphone und überträgt immer direkt nach der Messung den Wert an die zugehörige App.
Die App selber ist recht stylisch gemacht. Hat sehr viele Funktionen wie Terminerinnerungen oder voreinstellbare Mess-Zeitpläne. Auch ist der E-Mail-Versand eines Reports an den Arzt enthalten, der aber nur auf Mittelwerte und nicht auf Einzelwerte setzt. Daher im Datenaustausch mit dem Arzt eher ungeeignet ist. Auch werden die Daten in der Cloud gespeichert, aber nicht an die Software auf dem PC weitergeleitet. Hier muss das moderne Messgerät dann wieder per USB-Kabel (jetzt aber ein Standard-USB-Kabel) mit der mittelalterlichen Software verbunden werden. Das klappt aber nun auch sehr gut.
And the winner is….
Keiner. Ich nutze auf Grund der besseren Software und der Unterstützung der TK-Diabetes-App aktuell das Accu-Check Aviva Connect. Mein Wunsch wäre ein Blutzuckermessgerät wie folgt:
- ein smartes, handliches Gehäuse wie beim Contour next ONE mit der Farbanzeige zur schnellen Einschätzung des Messwertes.
- breite Teststreifen wie beim Accu-Check, damit man den Bluttropfen einfacher ins Messgerät zirkeln kann.
- die Stechhilfe vom Accu-Check, die nicht aus Einzel-Lanzetten besteht, sondern eine Trommel mit 6 Lanzetten vereint. So kann schnell zur nächsten Messung gewechselt werden und nur alle 6 Messungen muss die Trommel getauscht werden. Dabei sind die Nadeln alle in der Trommel versteckt, so dass sich niemand mehr dran stechen kann.
- eine App vom Style der Contour-App mit deren Möglichkeiten, der Cloudanbindung und PC-Bearbeitung der TK-Diabetes-App und den grafischen Export-Möglichkeiten der Accu-Check-Software, aber alles aus der App heraus, ohne den PC starten zu müssen 🙂