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Internet kostet nichts… Oder doch? Und warum?

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Ich saß die Tage, wie jeden Morgen, im Zug. Diesmal fielen mir zwei Mitreisende auf, die sich über Webseiten allgemein und „Internet kostet nichts“ im Speziellen unterhielten. Recht laut, so dass ich es notgedrungen mithören konnte musste. Eigentlich ja auch ein Thema, das mich beruflich wie privat recht interessiert.

„Internet kostet nichts“ – Punkt.

Hier das „O-Ton-Gedächtnisprotokoll“:

Er: „Eine Bekannte lässt sich gerade einen Online-Shop bauen. Zahlt 5.000,-€ dafür. Was für ein Wucher.“
Sie: „Ist die blöd, kriegste doch umsonst.“
Er: „Jau, meiner Mutter baue ich den. Dauert zwar etwas, weil ich ja nicht so viel Zeit habe, aber dafür braucht sie mich ja nur mal ordentlich zum Essen einladen…“
Sie: „Genau. Da kann man echt sparen. Hab‘ gerade für ein paar Sportvereine die Seiten gebaut. Echt kein Ding. Die wollen ja nichts. Nur Ihren Spielplan und ein paar Vereinsinfos. Hab‘ ich nen ‚Hunni‘ für abbekommen. Jetzt müssen sie halt sehen, wie sie damit klar kommen. Dafür war’s billig“
Er: „Genau. Reicht doch. Boah, dass Leute Geld ausgeben, um eine Seite im Internet zu bekommen, das glaub‘ ich einfach nicht!“

Das war dann der Zeitpunkt, wo ich mich unter meinen Kopfhörern versteckt habe. Schluss. Aus. Das Gelabere kann ich nicht mehr hören… Kostenlos war es bei denen ja auch nicht, nur billig…

Das Problem ist, doch, dass es sich in den Köpfen manifestiert hat, dass Internet nichts kosten darf.  Klar kann ich eine kostenlose WordPress.com-Instanz nutzen. Eine kostenlose E-Mail-Adresse gibt es bei Google. Als Bildverarbeitung gibt es das kostenlose GIMP und Videos bearbeite ich grob bei YouTube ebenfalls unentgeltlich. Aber ist das das Ziel einer eigenen Homepage? Für eine private Präsenz vielleicht. Aber spätestens, wenn ich mich professionell präsentieren möchte und evtl. damit auch Geld verdienen möchte, dann wird es teurer.

„Internet kostet nichts

Erstmal fangen wir bei der Technik an. Wenn man nicht ständig an öffentlichen Hotspots seine Seite updaten möchte, braucht man irgendwo einen Zugang zum Internet. Dazu sollte man sich auch entsprechende Hardware kaufen. Das eine oder andere kostenpflichtige Programm könnte noch dazu kommen, wenn man Bild- oder Videobearbeitung einigermaßen professionell umsetzen möchte. Dann kommen Kosten für den Server der Website dazu, eine eigene Domain sollte wohl auch Sinn machen. SSL-Zertifikate stehen dann auch noch auf der Einkaufsliste, damit man dem Nutzer ein sicheres Surfvergnügen bieten kann, insbesondere wenn man Kundendaten für einen Shop oder so abfragen möchte. Ein CMS und ggf. ein Online-Shop kommen noch dazu, wobei hier kostenlose Möglichkeiten vorhanden sind, wenn man sich damit auskennt. Somit wäre das Grundgerüst für eine eigenen professionelle Homepage fertig. Wie hoch die Kosten ausfallen werden, hängt natürlich vom Ziel der Website ab. Ach ja, wie sieht es mit Service durch den Hoster aus, falls der Server mal hängt? Ist bei kostenlosem Hosting nicht unbedingt gegeben…

Sinn? Zweck? Ziel? – Strategie.

Jetzt kommt das wichtigste, das Ziel der Website. Meine Seite hier dient da eher keinem großen Ziel, das ist mehr Spaß an der Freude. Aber wenn ich das beruflich sehe, dann braucht man eine Strategie. Was ist das Ziel der Seite? Will ich Informieren? Will ich damit Geld verdienen und wie viel? Welches Produkt, welche Dienstleistung, welche Information, welche Idee möchte ich monetarisieren? Und wie mache ich das? Bin ich eine „One-Man-Show“ und muss davon letztendlich leben können oder „nur“ ein Teil einer Konzernstruktur. Was man braucht, ist Zeit. Und Zeit ist Geld, wie man ja immer schon gelernt hat.

Content ist King…

Was habe ich an Content, wo bekomme ich den her? Wer erstellt den und das ggf. auch gleich SEO-konform? Kann ich das selber oder brauche ich externe, kostenintensive Unterstützung? Bin ich ein Allrounder für Programmierung der CMS-Templates, SEO-Texte, Bild- und Videoproduktion und -bearbeitung, Usability und was sonst noch alles zu einer Webpräsenz dazugehört? Nein? Dann brauche ich dafür Unterstützung. Das können Mitarbeiter sein oder Agenturen, aber alle arbeiten nicht kostenlos.

So, die Homepage steht und was nun? Jetzt haben wir einmal investiert und nun ist Ruhe in der Geldbörse. Oder auch nicht… Ein nicht zu unterschätzender Kostenfaktor ist die tägliche Betreuung der Webpräsenz. Wie oft ändern sich Inhalte? Ist mein Online-Shop gut an meine nachgelagerten System angebunden oder muss ich Verfügbarkeiten und Preise täglich manuell pflegen? Nutze ich Social Media, also Facebook, twitter usw.? Was mache ich dort? Alle paar Tage einen Werbe-Post (und wer schriebt den Content dafür?) oder bin ich dort täglich mit meinen Nutzern im Austausch. Je nach Social-Media-Strategie habe ich hier noch reichlich, aber durchaus sinnvolles, Kostenpotential für Personal (oder Agenturen).

Traffic ist gut, mehr ist besser…

Jetzt habe ich investiert und alles läuft. Aber wie schaut es aus? Tragen sich die Kosten überhaupt? Mache ich unter dem Strich Gewinn oder Verlust? Irgendwann kommt man zu der Frage, ob genügend Nutzer, also neudeutsch „Traffic“, auf dem Portal sind. Woher bekommt man also neue Kundschaft? Wird man in der Suchmaschine gefunden? Je nach Suchumfeld hat man es mehr oder weniger leicht, in der organischen Suche (das ist die Suche ohne die Werbungs-Kennzeichnung) auf die erste Seite zu kommen. Das kann sich über Wochen oder Monate hinziehen und klappt vielleicht auch nie. Also Werbung schalten. Google AdWords sind leicht einzusetzen und zu konfigurieren. Daher kann hier schnell losgelegt werden. Kostenfaktor ungewiss… Google (Bing und Yahoo auch) vergeben die Anzeigeplätze nach einem Bieterverfahren. Wer mehr bietet, steht weiter oben. Wer sich die Seite eins der Suche nicht leisten kann, hat verloren. Hier ist ein tägliches Monitoring und auch Steuern notwendig, da sonst schnell das Geld verpufft, ohne dass ausreichend Nutzer kommen. Ähnlich sieht es aus, wenn man Werbung auf Facebook usw. schalten möchte.

Nur ein treuer Nutzer ist ein guter Nutzer

Egal was ich auf meiner Homepage mache, wichtig ist, dass die Nutzer immer wieder kommen und mir Umsätze (Direkt-Käufe, aber auch indirekte Umsätze durch Affiliate-Programme etc.) bringen oder was für mich und meine Seite die Währung für Erfolg ist. Dafür muss man sich immer wieder überlegen, was kann ich meinem Nutzer neues bieten. Die Palette ist breit, das kann von neuen Produkten oder neuem Content bis hin zu einem tollen Nutzer-Erlebnis auf der Seite selber sein. Was man macht, hängt vom Konzept und seiner Idee ab…

Ich habe den Satz „Internet kostet nichts“ schon vor Jahren zu den Akten gelegt. Auch wenn meine Seite hier keinen monetären Sinn erfüllt, habe ich doch ein kleines Hosting-Paket abgeschlossen, damit ich eine vernünftige Domain mit zugehöriger E-Mail-Adresse bekomme. Meine Website hat ein Backup und ich habe im Zweifelsfall eine Hotline, die mir dann (hoffentlich) weiterhelfen kann. Die Kosten sind überschaubar und mein Arbeitsaufwand hier (leider) auch. Letzterer könnte besser sein und würde der Website gut tun… 😉

Aber mal ehrlich. Wer sagt noch „Internet kostet nichts“, wenn er dort einigermaßen Fuß fassen möchte? Ich hoffe: Keiner 🙂

Autor: Olaf

Bielefelder in Bayern. Arminia Bielefeld Fan (Schmerz-Sucher). Football Fan. Technik-Freund. Kino- und Musical-Fan. Hauptberuflich Online-Marketing-Fuzzi. Berufspendler und DB-/MVG-Geschädigter.

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