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Fahrschule war mal anders…

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In seiner Studie hat der ACE den Fahrschulen ein nicht so gutes Zeugnis ausgestellt. In den Medien kam natürlich gleich der pauschale Verriss aller Fahrschulen. So pauschal ist das sicher nicht richtig und in der Studie wird auch wesentlich dedizierter mit der Thematik umgegangen. Aber es spiegelt auch ein wenig die Realität wieder…

Wenn ich mal so 25 Jahre zurückdenke, da saß ich just zu dieser Zeit ebenfalls in der Fahrschule. Immer Dienstags für gut zweieinhalb Stunden bei „Pille“, so der Spitzname unseres Fahrlehrers, im Keller. Zu jeder Theoriestunde gehörte es einfach dazu, ein paar Fragebögen auszufüllen. Die Ergebnisse mussten auf zugehöriger Mappe notiert werden und wurden regelmäßig von Pilles Ehefrau kontrolliert. Zusätzlich gab es noch einen Fragebogensatz für Daheim, den man dreimal ausfüllen konnte, und natürlich ein Lehrbuch.

So wie ich das heute erlebe, wurde der Papierkram durch Technik ersetzt. Statt Papierfragebögen gibt es nun PC-Arbeitsplätze zum Lernen. Der Fragebogen für daheim wurde durch eine App ersetzt. Finde ich Technikversessener natürlich toll, aber wer kontrolliert das dann alles?

Als wir die Pflichtstunden der Theorie mit reichlich Spaß hinter uns gebracht hatten, wollten wir natürlich zur Prüfung. Aber da hatten wir die Rechnung ohne Pille Ehefrau gemacht. Nix da, einfach so zu Prüfung! Erstmal Prüfungsbögen unter Aufsicht ausfüllen. Hier konnte nicht mehr mit der Lösungsschablone geschummelt werden. Erst wenn genügend bestandene Bögen dabei rum kamen, dann erfolgte die Anmeldung. Ergebnis war eine sehr niedrige Durchfallquote…

Heute gehts ohne Umwege zur Prüfung. Dann natürlich das böse Erwachen, durchgefallen… Dann große Augen in der Fahrschule, wie das passieren kann. Die Standpauke bekommt der Fahrschüler. Hätte die Fahrschule sich ordentlich um den Fahrschüler gekümmert, dann wäre es wahrscheinlich nicht dazu gekommen. Die Standpauke sollte hier die Fahrschule bekommen. Hier versucht man scheinbar, mit möglichst geringem Einsatz, maximalen Profit herauszuholen. Dann darf man sich aber nicht über das Ergebnis der ACE-Studie beschweren…

Anderes Thema: Die Autos… Wenn ich mir so die Fahrschulfahrzeuge ansehe, dann hat sich da viel geändert. Ich war damals total stolz, nicht auf dem Standard-Golf lernen zu müssen. Pille schulte auf einem Audi 90 🙂 Der eine oder andere beneidete mich dafür 😉 Aber technische Spielereien hatte Pille nicht eingekauft. Sogar der rechte Außenspiegel war absolutes Tabu für uns. „Die gebrauchte Karre, die Du Dir zulegst, hat den auch nicht…“ war die Begründung.

Und heute….? ABS, ESP, Einparkhilfen rund ums Auto, Berganfahrassistent, Automatik, die abgewürgte Motoren sofort wieder starten, reichlich PS unter der Haube und cool sein muss es… Super… Und dann kommt Mutterns 13 Jahre alter Opel Corsa: Servolenkung und Bremskraftverstärker sind das höchste Maß der Sonderausstattung… Ca. 50 PS, Diesel und nix Turbo. Das ist doch oft die Realität für den ersten Wagen nach der praktischen Prüfung.

Habe jetzt schon von mehreren Seiten gehört, dass die ersten Fahrten nach der Fahrschule für die Führerscheinneulinge recht anstrengend und voller Überraschungen waren. Da rollte der Wagen am Berg doch bei Anfahren erstmal zurück und startete auch nicht wieder automatisch nach dem daraus resultierten erfolgreichen Abwürgen… Bei rückwärts rangieren piept auch nix… Wie lang war das Auto nochmal….? Wie gesagt, den letzten Abschnitt nur vom Hörensagen…

Wenn ich mich erinnere, war es damals irgendwie eine zielgerichtetere Ausbildung. Auch hatten wir irgendwie mehr Spass… Unsere Autobahnfahrten hat Pille immer in einem Rutsch gemacht. Dann 3 Nasen eingepackt und ab ging's zum Mittagessen nach Timmendorfer Strand… Immer schön abwechseln unterwegs, damit das Lenkrad zwischendurch auch mal kurz wieder auf die normale Form zurückwechseln konnte. Saßen ziemlich verkrampft und mit schwitzigen Händen am Steuer, nachdem die Fahrtgeschwindigkeit mal mit 160 km/h angesagt wurde… 😉

Hoppala… Jetzt fange ich auch schon an, über die gute alte Zeit zu schwärmen… Aber mal zusammengefasst: Früher gab es sicherlich weniger Fahrschulen und mehr Fahrschüler als heute. Der Druck auf die Fahrschulen ist somit sicherlich wesentlich größer geworden. Natürlich muss die Fahrschule genug abwerfen, damit Angestellte und Material bezahlt werden können. Aber vielleicht tut es statt eines vollausgestatteten Audi auch ein Skoda mit Normalausstattung… Und hin und wieder mal mit den Fahrschülern sprechen und deren Leistungen überprüfen, dann klappt's auch mit der Quote. Was ist denn ein besseres Aushängeschild, als eine hohe Bestehens-Quote? 😉

 

Autor: Olaf

Bielefelder in Bayern. Arminia Bielefeld Fan (Schmerz-Sucher). Football Fan. Technik-Freund. Kino- und Musical-Fan. Hauptberuflich Online-Marketing-Fuzzi. Berufspendler und DB-/MVG-Geschädigter.

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