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Diabetes-Beratung: Es geht um alles…

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Weihnachtszeit und ich muss zur Diabetes-Beratung. Sechs Wochen jeweils zweimal 90 Minuten pro Woche alles rund um Diabetes & Co. Nach meinem Crash-Kurs ein halbes Jahr zuvor gibt es nun einen Intensiv-Kurs. Statt Weihnachtsfeiern und Glühwein werden nun Broteinheiten und so anhand von Nahrungsmitteln geschätzt…

Los ging es natürlich mit der Herleitung von Diabetes. Was ist Diabetes? Was ist der Unterschied zwischen Typ 1 und 2? Welche Organe sind betroffen bzw. beteiligt? Was passiert, wenn man nichts macht? Mal ist es mehr, mal weniger spannend. Aber es wird einem doch vieles klarer.

Typ 1 oder Typ 2?

„Olaf, Du hast Typ 2 Diabetes.“ Diese Aussage meines Bielefelder Arztes habe ich zur Kenntnis genommen. Aber was das bedeutete, war mir nicht wirklich klar. Wie schon früher geschrieben, war ich erst mal perplex. Den Nachsatz, dass es heilbar wäre, habe ich nicht so recht wahrgenommen. So richtig verstanden habe ich es dann auch erst in der Beratungsstunde.

  • Typ 1 ist genetisch bedingt und bricht irgendwann aus. Egal ob bei einem Baby oder bei der 84jährigen Oma der Diabetes-Beraterin, es kommt irgendwann und geht nicht wieder weg.
  • Typ 2 ist einerseits vererbbar und die Wahrscheinlichkeit liegt bei ca. 40% je Elternteil mit Diabetes, dass man selber Diabetiker wird. Andererseits ist es dummerweise meistens ein selbst gemachtes Problem und geht in der Regel mit Übergewicht, hohen Cholesterinwerten und wenig Bewegung einher. Früher gerne als „Altersdiabetes“ bezeichnet, stimmt das bei weitem nicht mehr. Vielmehr ist es wohl eine der am weitesten verbreiteten „Volkskrankheiten“, die viele nur noch nicht entdeckt haben. Unsere Diabetes-Beraterin unkte, dass gerade viele Jugendliche betroffen sind: „Hocken vor der Spielekonsole mit Chips und Cola, das wird sich eines Tages rächen“. Aber der Typ 2 kann geheilt werden, wenn man sich „am Riemen reißt“ und Ernährung und Bewegung anpasst.

Du darfst nichts essen! Quatsch, ab zur Diabetes-Beratung.

„Oh Gott, Du darfst ja so gut wie nichts mehr essen!“ Ich glaube jeder Diabetiker kennt diesen Ausspruch. Am Anfang glaubt man das ja auch selber. Was habe ich am Anfang meine Ernährung umgestellt, ohne Erfolg allerdings. Man macht „aus dem gesunden Menschenverstand“ heraus jede Menge Fehler, leider…

Dem Thema Essen wurde natürlich die größte Zeit der Diabetes-Beratung eingeräumt. Es dauerte ein paar Unterrichtseinheiten, als die Beraterin fragte, ob uns bisher in Puncto Essen was aufgefallen wäre. Ratlose Blicke… „Ich habe nie gesagt, das dürfen Sie nicht essen!“ Stimmt. Ich darf alles Essen, was mir schmeckt. Allerdings, es ist nicht jedes Essen empfehlenswert im Rahmen der Diabetes, aber es geht. Somit drehte sich dann auch die erste Phase mehr um das Thema: „Pimp up my food“ 🙂

Gut, lassen wir erst mal die Themen Übergewicht und zu hohes Cholesterin außen vor. Aber darf ich weiterhin meine Bretze essen? So natur besser nicht, aber als Butterbretze ist das kein Problem. Das Fett der Butter wirkt den Kohlenhydraten entgegen, indem es deren Zersetzung in kurzgliedrige Kohlenhydrat-Stränge verlangsamt und somit deren Übergang ins Blut hemmt. Was ist besser, Sahnetorte oder Frucht-Torte? Die Sahnetorte, weil auch da das Fett der Sahne den gleichen Effekt hat wie bei der Butterbretzen. Darf ich weiterhin mein Nutella-Brot morgens essen? Klar, denn auch Nutella hat so viel Fett, dass der Zucker nur langsam ins Blut geht. So kann man beliebig weitermachen. Also, wenn Du Bock auf was „Verbotenes“ hast, dann pimp es ein wenig auf 🙂

Aber Typ 2  geht in der Regel mit Übergewicht und hohen Cholesterinwerten einher. Daher wird es spätestens bei dem Thema dann doch hart. Jetzt kommen wir zum Kalorienzählen. Nicht mehr das Schnitzel nimmt den halben Teller in Beschlag, sondern das Gemüse. Das Schnitzel schrumpft zum Schnitzelchen und liegt eher nackig ohne Panade auf dem Teller. Die „Sättigungsbeilage“ Pommes, Kartoffel und Co wird auch mehr in homöopathischen Dosen dazu gegeben. Da hört der Spaß dann so langsam auf. Diese ideale Aufteilung auf dem Teller bekommt man aber auch nur Daheim hin.

Das reale Leben ruft…

In der Kantine oder im Restaurant wird das dann schon recht schwer. Das kam natürlich während der Diabetes-Beratung auch immer wieder mal zur Sprache. Aber es wurden dann leider Vorschläge gemacht, die nicht wirklich praktikabel sind und dann doch etwas am realen Leben vorbei gehen.

Ich für meinen Teil versuche immer wieder durch möglichen Beilagen-Tausch oder Beilagen-Verzicht und zusätzlichem Salat das Kantinen- oder Restaurant-Essen in die richtige Richtung zu drehen. Klappt aber auch nicht immer. Unsere deutsche Restaurant-Szene ist gegenüber Abwandlungen der Speisekarte recht distanziert. Einfach mal die Beilage Kartoffeln gegen mehr Gemüse zu tauschen, bringt erstaunlich viele Restaurants an ihre Grenzen. Meist wird abgelehnt. Häufig ist der Tausch auch nur gegen Aufpreis machbar… Am einfachsten ist es in der mediterranen Küche, die von sich aus schon besser in die gewünschte Richtung ausgerichtet ist. Überhaupt keine Chance hat man in der Systemgastronomie. Wenn nur nach Bildvorlagen aufgewärmt und angerichtet wird, dann klappt’s nicht mit Änderungen. 🙁

Am Ende ist die Diabetes-Beratung dann in Sachen Essen doch mehr als Empfehlung zu sehen und jeder muss dort seinen eigenen Weg finden. Eventuell hilft ja eine uralte Ansicht:

Esse morgens wie ein König, mittags wie ein Kaiser und abends wie ein Bettelmann.

Fazit: Diabetes-Beratung

Ich halte sie für unabdingbar, wenn man mit Diabetes konfrontiert wird. Eine einfache Ernährungsberatung ohne Diabetes-Schwerpunkt führt meiner Ansicht nach nicht wirklich zum Ziel. Außerdem gibt es Wissen, das für Diabetiker unabdingbar ist. Broteinheiten (BE) oder Kohlehydrat-Einheiten (KE) zählen will gelernt und klingt einfacher, als es ist. Richtiges Blutzuckermessen schien mir recht einfach zu sein, aber ich wurde durch andere Teilnehmer eines Anderen belehrt. Was im Notfall einer Unterzuckerung zu machen ist, sollte man auch mal gehört haben.

Neue Freunde gab es auch: Einen dicken Ordner mit dem gesammelten Material der Diabetes-Beratung, hier nur ein kleiner Auszug:

Ernährungsleitfäden

Ein Sammelsurium an Hilfsmitteln zur richtigen Ernährung bei Diabetes

Autor: Olaf

Bielefelder in Bayern. Arminia Bielefeld Fan (Schmerz-Sucher). Football Fan. Technik-Freund. Kino- und Musical-Fan. Hauptberuflich Online-Marketing-Fuzzi. Berufspendler und DB-/MVG-Geschädigter.

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